Wanderlust und Höhlenleben

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 von Mathias Döbbert 

Das Wandern schien nicht nur des Müllers Lust zu sein, denn knapp 30 Sportfreunde hatten sich heute, am 9. März, aufgemacht, einen Ausflug durch den Harz bei strahlendem Sonnenschein zu genießen. 

Beim ersten Gruppenfoto hieß es dann auch eng zusammen zu rücken, damit Marko die bunte Schar in seine kleine Kamera zwängen konnte.

Das Ziel war ambitioniert: 17 Kilometer in mäßigem Schritttempo von Blankenburg bis Langenstein und zurück. Der Kiefernwald nahm uns freundlich auf und dämpfte die gewohnten Alltagsgeräusche. Die morgendliche Frische wich alsbald einer angenehmen Temperatur und erste Thermojacken wurden in den obligatorischen Rucksäcken verstaut. Schon nach wenigen Kilometern erreichten wir die Regensteinmühle, von der nur die imposanten Wasserräder und längste verwitterte Mühlsteinreste überdauert zu haben schienen. 

Während der Harz vorwiegend mit Granit, Schiefer und Kalkstein in Verbindung gebracht wird, finden sich im südlichen Vorland Buntsandsteinformationen. Wind und Wetter schufen aus diesen porösen Felsen die nun auftauchenden Kleinen Sandsteinhöhlen. Aber auch Menschenhand hatte an der Erosion ihren Anteil, wie Kerb-und Ritzinschriften von Stil "EMIL23" anschaulich verdeutlichten.

Als die Sonne am höchsten stand, erreichten wir die Langensteiner Höhlenwohnungen und ein Hauch Geschichte blies uns ins Gesicht. Von Höhlenmenschen, Hobbithöhlen und Höhlenklöstern hatte ich bereits gehört, aber Höhlenwohnungen aus Wohnraummangel bis ins beginnende 20. Jahrhundert ist eine bemerkenswerte und erschreckende neue Erkenntnis. Gegen die vom örtlichen Verein gepflegten Wohnhöhlen-Museen nehmen sich die winzigen Akener Schifferhäuser geradezu wie Luxusvillen aus. Manche von uns sehen ihre eigenen Heime nun sicher mit ganz anderen Augen.

Mit gesundem Appetit fielen wir anschließend im Gasthaus "Schäferhof" ein. Doch statt gegrillter Schafshaxe oder Lammkotelett oder Hammelspieß standen Schweineschnitzel, Hirschgulasch und Matjes auf der Speisekarte. 

Auch wenn die großen Jungs sich über zu kleine Fleischportionen beklagten, hatten mich das Schnitzel und die leckeren Bratkartoffeln fit gemacht für den Rückweg. 

Einmal falsch abgebogen, gelangte ein Teil unserer Wandergemeinschaft in den Genuss einer herrlichen Panoramaaussicht bis nach Halberstadt. Wieder vereint setzten wir den Weg durch Felder und Wälder fort bis wir zum größten Harzer Sandkasten kamen. An den Großen Sandsteinhöhlen und dem feinen weißen (See)Sand, hatten nicht nur die Ting abhaltenden Germanen ihre Freude. Mit Schaufelchen und Förmchen bewaffnet wäre dies ein Spielplatz der Superlative für meine Enkelkinder.

Ein wenig fußlahm doch voller neuer Eindrücke erreichten wir die Burg Regenstein umrundend gegen 17 Uhr den Parkplatz und wandten uns zur Heimreise.

 

Neben den Sehenswürdigkeiten und der Bewegung an frischer Luft in einer immer wieder schönen Harzlandschaft habe ich vor allem das gemeinsame Lachen über einen gelungenen Scherz oder auch die zahlreichen Gespräche mit den anderen Teilnehmern entlang des Marsches genossen und genau das ist es, was so eine Veranstaltung zu einem besonderen Ereignis werden lässt. 


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