Von Elster auf die Schwarze Elster

von Mathias Döbbert

Die Mitglieder des harmonischsten Kanuvereins Mitteldeutschlands, "Harmonie" Elster, luden zur 37. Elster-Elbe-Fahrt. Zwölf Sportfreunde konnten dem Lockruf der Elsteraner nicht widerstehen, und neun von Ihnen versammelten sich am frühen Samstag-Morgen am Bootshaus zur Lagebesprechung. Während Uwe und Christa bereits seit Tagen das Zielrevier erkundeten, wurde Franz in Dessau kurz eingesammelt und ab ging die Fahrt nach Elster, den Bootshänger im Schlepptau. 

Zeitig eingetroffen blieb Gelegenheit, alten Bekannten „hallo“ zu sagen und zahlreiche Hände zu schütteln. Pünktlich um 10:00 Uhr trafen die Busse ein. Eine beachtliche Gruppe Kanuten unterschiedlichster

Herkunft, aus Brandenburg, Coswig, Wittenberg, Bremen, Aken und natürlich Elster enterten die Fahrzeuge und so rollten wir bequem dem Startort entgegen. In Arnsnesta, dem Ausgangspunkt der heutigen Tour über 35 Kilometer, war der Anger mit bunten Kajaks verschiedenster Bauart und Couleur übersät. Dank Günter

und Petra Weitsch sowie Thomas Fischer sind unsere Boote bereits entladen. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle.

Den blauweißen Gastgebern war die Routine der Organisation dieser Veranstaltung anzumerken. Eine zackige Ansprache im Bus, die vorgefertigte Sicherheitserklärung, ein mitgebrachter mobiler Steg ließen keinen Zweifel aufkommen. Hier sind Profis am Werk. Selbst die Scherze des Vorsitzenden hinsichtlich des zu erwartenden Kuchenbasars waren jahrelang eingeübt.

Nach kurzer Ansprach und der Vorstellung der Wanderwarte sowie obligatorischem Gruppenfoto wurden die Boote geordnet nacheinander ins Wasser gelassen. Fahrtenleiter Marko drehte und bugsierte die stetig nachrückenden Boote, als wären es Papierschiffchen und leistete Einstiegshilfe. Auch Dora in ihrem Einer, offenbar eine Legende unter den Teilnehmern mit ihren 85 Lenzen, wurde unter Beifall zu Wasser gelassen.

 

Die Schwarze Elster entspringt im Lausitzer Bergland und fließ über 197 Kilometer durch Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt bis sie bei Elster in die Elbe mündet. Sie gilt als einer „der am meisten eingeengten Flüsse Mitteleuropas“ (Wikipedia). Im Ober- und Mittellauf aufgrund von Hochwasserschutz und Bergbau über 2 Jahrhunderte begradigt, ist sie im Unterlauf oft romantisch windungsreich, flankiert von Deichen und Schutzwällen. Streckenweise ist die Strömung beachtlich für einen Nebenfluss der Elbe und so

unterstützt sie uns auf unserem Weg zur Mündung und erspart so manchen Paddelschlag.

Mittlerweile hat sich das Teilnehmerfeld weit auseinandergezogen. Unter praller Sonne bewegt sich das Akener „Grüppchen“ an Schweinitz vorbei. Auf Kommando „Mittagspause“ sieht man alle Paddel schlagartig zur Ruhe kommen und scherzend werden die Verpflegungsbeutel geplündert. Ebenso gleichzeitig setzen sie auf Zuruf wieder ein und ich beeile mich, einen angebissenen Apfel zu verschlingen, um nicht hinter der Gruppe zurück zu bleiben. Nur die Besatzung des „Hermes“, scheint die Ruhe selbst und gleitet gemächlich dahin.

 

Nach Jahrzehnten der Belastung durch Braunkohletagebau und Industrieabwässer wurde ab 1990 der Revitalisierung der Schwarzen Elster größte Aufmerksamkeit gewidmet. Als erste Maßnahme wurden sogenannte Sohlschwellen ins Flussbett eingelassen, waagerechte Beton- oder Stein- oder Holzbarrieren, welche

die Fließgeschwindigkeit erhöhen, das Wasser verwirbeln und damit zur Sauerstoffanreicherung beitragen. In diesem Jahr haben wir Glück. Der Pegel der Schwarzen Elster ist hoch genug, um mit Kanus die Sohlschwellen zu überwinden und so schießen wir wie auf Wildwasserstrecken über die Wasserbauwerke, die sich gefährlich rauschend ankündigen. Solange man dabei trocken bleibt, ist es ein Riesenspaß.

An den Ufern thronen hohe Schilfgürtel, aus denen es fröhlich zirpt und piept und trillert und fiept. Teichrohrsänger und Rohrweihe werden nur vom Kuckuck übertönt, der sein weithin hörbares „Hartmut, Hartmut“ zum Besten gibt. Ein einzelner Schwan müht sich sichtlich, der Kajakflotte aus dem Weg zu gehen und unternimmt halbherzige Fluchtflugversuche.

Biegung folgt auf Biegung und obwohl man seine Sportkameraden eben noch dicht hinter sich wähnte, ist man nach der nächsten scharfen Kurve ganz allein mit Boot, sich und der Natur.

Der Fluss, dessen Name übrigens nicht vom schwarzweißen Rabenvogel abzuleiten ist, welcher das Wappen der gleichnamigen Stadt ziert, sondern vom indogermanischen „el-“ für fließen/strömen und der germanischen Endung „-str“, wartet an der Mündung noch einmal mit einem flachen und breiten Kiesbett auf, auf dem heute so mancher Uneingeweihte stecken blieb. Hat man sich durch Staken und Schieben von diesem wieder befreit, erreicht man Elbkilometer 199,5 und steuert auf die Elsteraner Fähre zu. Die Wasserschutzpolizei wittert fette

Beute und beobachtet, ob alle Sportfreunde auf der richtigen Seite das Hindernis passieren. Wir sind gewarnt und laufen glücklich in der Zielbuhne des Vereins Harmonie ein. Dort im Vereinshaus warten bereits die Vereinsfrauen mit den Vereinskuchen und Vereinstorten und reichlich Vereins-Kaffeevorrat. In geselliger Runde lassen wir das Erlebnis sacken, bevor sich die Einen auf den Kanutenball am Abend vorbereiten und sich die Anderen per Bahn oder Boot auf den Heimweg begeben.

Ob nun dem schönen Wetter oder der reizvollen Landschaft geschuldet, die Elster-Elbe-Fahrt bleibt nachhaltig in Erinnerung und macht Lust auf eine Wiederholung im kommenden Jahr.

*Den Elsterblick hatten: Petra Weitsch, Reiner Liebmann, Franz Porsche und Mathias Döbbert*


Kommentare: 2
  • #2

    Karin Lehr (Freitag, 18 Mai 2018 21:39)

    Bedingt durch die Konstruktion des Hermes und meiner als Neueinsteiger noch nicht ausgefeilten Paddeltechnik gingen wir die Tour etwas gemächlicher an. Frei nach dem Motto: "Der Weg ist das Ziel..." fanden wir Gelegenheit zu manchen "Small Talk" & Erfahrungsaustausch mit unseren Bei- und Überholbooten, konnten einer Paddlerin beim dringenden Notausstieg behilflich sein und die Eindrücke der Natur ungefiltert aufnehmen.
    Eine wirklich entspannte Paddeltour....... !!

  • #1

    Petra (Donnerstag, 17 Mai 2018 22:36)

    Es war eine sehr schöne Tour, einmal anders als Elbe und Mulde. Gerne wieder, auch gleiches Team, sehr entspannt, Entschleunigend.